Medizinische Ursachen

Fruchtbarkeitsstörungen haben bei Frauen und Männern meist biologische Gründe. Häufig werden solche Probleme erst dann entdeckt, wenn Ärzte gezielte Untersuchungen vornehmen. Mögliche Ursachen sind:

Geschlechtskrankheiten

Illustration eines Bakteriums

Der häufigste Grund für Unfruchtbarkeit bei Frauen wie bei Männern ist eine Infektion mit Chlamydien. Diese Bakterien werden durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen und können unter anderem einen Eileiterverschluss bei Frauen oder Nebenhoden- und Prostata-Entzündungen bei Männern verursachen.

Hormonelle Störungen

Illustration eines Netzwerks von Hormonen

Oft können hormonelle Probleme Fruchtbarkeitsstörungen auslösen. So kann beispielsweise eine Schilddrüsenfehlfunktion die Eizellreifung negativ beeinflussen.

Erkrankungen bei Frauen

Illustration einer Gebärmutter

Organische Defekte oder Veränderungen der Eierstöcke und Eileiter, des Gebärmutterhalses sowie der Gebärmutter können ebenfalls Schwangerschaften erschweren oder verhindern. Entzündungen, vorangegangene Eileiterschwangerschaften oder Operationen sind weitere häufige Gründe. Endometriose, eine weit verbreitete Erkrankung der Gebärmutterschleimhaut, kann auch die Ursache für eine Fruchtbarkeitsstörung sein.

Erkrankungen bei Männern

Illustration eines Spermiums

Unfruchtbarkeit ist bei Männern zum überwiegenden Teil auf ein sogenanntes eingeschränktes Spermiogramm zurückzuführen. Das bedeutet, dass nicht genügend intakte und bewegliche Samenzellen produziert werden. Die Spermienqualität kann von Krankheiten, Schadstoffen oder auch einer ungesunden Lebensweise beeinträchtigt werden.

Weitere medizinische Faktoren

Das "reproduktive Fenster": Was hat das mit der Erfüllung des Kinderwunsches zu tun?

Was heute in Bildungseinrichtungen über Fruchtbarkeit und Fortpflanzung gelehrt wird, zielt zunächst vorrangig darauf ab, ungewollte Schwangerschaften zu vermeiden. Möglicherweise herrscht deswegen in der Öffentlichkeit kein Bewusstsein dafür vor, wie begrenzt die Zeit der Fruchtbarkeit ist und wie deutlich die Chancen auf ein Kind mit zunehmendem Alter sinken.

Im Gegensatz zu Männern, bei denen kontinuierlich neue Spermien gebildet werden, wird eine Frau bereits mit ihrem gesamten lebenslangen Vorrat an Eizellen geboren. Neue Eizellen werden im Laufe des Lebens nicht mehr produziert. Bei Geburt sind rund eine Million Eizellen angelegt. Zu Beginn der Pubertät sind davon noch etwa 300.000 Stück übrig. Von diesen 300.000 Eizellen werden im ganzen Leben der Frau nur etwa 300 Stück in den Eileiter ausgestoßen. Während der reproduktiven Phase werden pro Zyklus mindestens 40, möglicherweise sogar über 100 Follikel, „verbraucht“, d.h. dass die Eizellreserve im Laufe der Zeit abnimmt. Dies geschieht unabhängig davon, ob eine Frau normale Zyklen hat, mit der Pille verhütet, schwanger ist oder eine Kinderwunschbehandlung durchführen lässt.

Die Anzahl von Eizellen ist individuell verschieden. Es gibt Frauen, die schon in jüngeren Jahren aufgrund ihrer Lebensgewohnheiten eine geringe Anzahl aufweisen, z.B. Raucherinnen. Aber auch bestimmte Erkrankungen wie Endometriose oder Operationen an den Eierstöcken können eine reduzierte Eizellreserve verursachen. Manchmal gibt es auch eine genetische Veranlagung für einen früheren Eintritt der Wechseljahre. Bei vielen betroffenen Frauen lässt sich allerdings gar kein bestimmter Grund feststellen. Von der frühzeitigen Reduktion der Eizellreserve und somit dem frühzeitigen Fruchtbarkeitsverlust ist von 1000 Frauen unter 30 Jahren etwa eine betroffen. Bei Frauen bis zum 40. Lebensjahr sind es etwa zehn von 1000. Wie hoch die aktuelle Eizellreserve ist, kann von der Gynäkologin/dem Gynäkologen per Ultraschall und Blutabnahme eingeschätzt werden.

Neben der Anzahl der Eizellen ist aber insbesondere auch die Qualität der Eizellen für den Verlauf der Fruchtbarkeit verantwortlich. Ab dem 35. Lebensjahr zeigen die Eizellen zunehmend genetische Veränderungen. Sie verfügen dann über zu viele oder zu wenige Chromosomen. Das bekannte  Down-Syndrom wird z.B. durch ein zusätzliches Chromosom 21 verursacht.

Eine Statistik des Deutschen IVF-Registers (D.I.R), veröffentlicht im D.I.R Jahrbuch 2018 (Seite 32/33), verdeutlicht diese Entwicklung und zeigt, dass sich das reproduktive Fenster ab dem 35. bis 37. Lebensjahr immer schneller schließt. Sie zeigt außerdem, dass sich die Rate an Fehlgeburten mit fortschreitendem Alter deutlich erhöht – und das ebenfalls lang bevor die Menopause erreicht ist.

Zum Jahrbuch 2018 des Deutschen IVF-Registers (PDF, 7,45 MB)

Fazit: Vielen Paaren könnte eine ungewollte Kinderlosigkeit erspart bleiben, wenn die Erfüllung des Kinderwunsches im Bewusstsein der begrenzten Zeitspanne nicht in die ferne Zukunft verschoben, sondern bereits in jüngeren Jahren, also unter 35 Jahren, angegangen würde.

Krebserkrankung: Folgen für die Fruchtbarkeit

Bei manchen Krebspatientinnen und -patienten ist die Fruchtbarkeit durch die Tumorerkrankung beeinträchtigt. So ist zum Beispiel die Samenqualität bei Männern mit Hodenkrebs häufig schon zum Zeitpunkt der Diagnose stark herabgesetzt. Auch Leukämien, Lymphome und Tumore des zentralen Nervensystems können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Grund dafür können zum Beispiel Veränderungen im Hormonhaushalt des Körpers sein. Negativ wirkt sich auch der schlechte Allgemeinzustand vieler Krebspatienten aus. Bei Frauen, die viel Gewicht verlieren, setzt oft der Monatszyklus aus, bei Männern beeinträchtigt Mangelversorgung die Spermaqualität. Da einige Krebstherapien sich auf die Fruchtbarkeit auswirken, sollten Betroffene vor Behandlungsbeginn das Gespräch mit ihren Ärztinnen und Ärzten suchen, in wieweit die Fruchtbarkeit beeinträchtigt wird, wie groß das Risiko ist, keine eigenen Kinder mehr bekommen zu können und welche vorbeugenden Maßnahmen möglich sind. Je nachdem, ob und welche Möglichkeiten es zum Erhalt der Fruchtbarkeit gibt, sind auch die Krankenversicherungen wichtige Ansprechpartner.

Hintergrundinformationen und Ansprechpartner finden Sie unter folgenden Links:

Krebsinformationsdienst
Deutsche Stiftung für Junge Erwachsene mit Krebs
Netzwerk für fertilitätsprotektive Maßnahmen

Idiopathische Sterilität

In 10 bis 15 Prozent aller Fälle können Mediziner und Psychologen keinen biologischen Grund für die Kinderlosigkeit feststellen. Meist üben hier emotionale Belastungen wie Stress und ein ungesunder Lebensstile indirekt Einfluss auf die Psyche aus.

Wenn es mit der Schwangerschaft nicht sofort klappt, machen sich viele Paare Sorgen – der unbedingte Kinderwunsch kann zur emotionalen Belastung werden, die von Tag zu Tag zunimmt. Geht diese Belastung mit einem ungesunden Lebensstil einher – zum Beispiel Rauchen, Alkohol, Drogen und ungesunder Ernährung –, wird dadurch die Fruchtbarkeit negativ beeinflusst.  Eine direkte Auswirkung der Psyche auf die Fruchtbarkeit ist dagegen unwahrscheinlich.